Montag, 9. März 2009

seelenmüde

stieg sie in den bus,
einfach fahren,
gefahren werden,
mit glück irgendwo ankommen,
hoffen, dass irgendwo zu hause,
auch zu hause ist.

in der regel ist der bus nie voll,
doch dieses mal schien es anders zu sein.

demonstrativ legte sie ihre tasche auf den nebensitz,
nein, bei ihr ist bestimmt nichts frei,
der platz ist besetzt,
einer für den körper,
der andere daneben, für die chaotische seele.

eine sehr beleibte frau mit kopftuch stieg ein,
gezielt steuerte sie auf den seelenplatz zu,
ob sie sich setzen dürfe, fragte sie.
das seelenmüde mädchen guckte demonstrativ weiter aus dem fenster,
nahm jedoch schweigsam seine tasche an sich
und versuchte wenigstens körperlich sich die frau vom leib zu halten.
keine chance, der dicke körper quetschte sich neben das schmale mädchen
und rückte ihm auf die pelle, obwohl es schon fast am fenster klebte.

die sprache der frau kannte sie sehr gut,
jedoch hatte sie nie gelernt sie zu verstehen.
das mädchen entschloss sich zu schlafen.
einfach lange schlafen, das war gut.

die sorge die kopftuchfrau würde ihr zu nahe treten
begleitete sie in wilde träume
und doch fiel sie in einen fast komatösen schlaf,
dem der kopf viel zu schwer war.

obwohl so eingeklemmt zwischen dem fenster und dem fremden leib,
fühlte das mädchen sich während des schlafes so schwach,
dass sich eine angst in ihm verbreitete,
kraftlos und ohnmächtig vom sitz zu rutschen.

sie entschloss sich schnell wieder aufzuwachen,
erinnerte sich an einen schokoriegel und eine wasserflasche in ihrer tasche
und nahm schlaftrunken von beidem zu sich.

danach fühlte sich das mädchen schon kräftiger,
seine geister kehrten wieder.
-mit ihnen aber auch die verlorenheit seines herzens.

diese nahm sich einfach platz,
zwischen der kopftuchfrau und dem mädchen,
schwebte aber auch -bei einem blick aus dem fenster-
unter dem grau verhangenem himmel,
der sich ergoss, auf die trüb lachenden felder.

die kleine mitreisende wollte die verlorenheit jedoch nicht;
vor allem wollte sie sich schon gar nicht von ihr unterkriegen lassen
und so griff das mädchen zur musik.

musik und geschlossene augen,
das musste helfen.

doch die verlorenheit hatte sich auch in töne und gesang geschummelt.

es half nichts und so entschied sich das mädchen doch für den blick
auf die trübe und nasse landschaft.
sie guckte sich auch um,
betrachtete ihre nachbarin genauer
und ihr blick fiel auf das fenster der anderen seite.

es wurde heller.
sie guckte weiter, verrenkte sich gar,
um mit den augen an dem leib vorbeizukommen
und sah
wie der himmel aufriss,
die sonne schien
und sich auf ihrer trüben landschaftsseite ein regenbogen entspannte.

das naturschauspiel belebte das mädchen ein wenig,
und sein herz wagte ein kleines lächeln.

ja, sie war wohl doch auf dem weg nach hause.